All. Altersschwäche
Beschreibung
Als Altersschwäche bezeichnet man ein klinisches Bild aus verschiedenen körperlichen und geistigen Funktionseinschränkungen, die durch altersabhängige, degenerative Vorgänge verursacht werden.
Symptome
Wer altert, stellt an sich selbst oder an seinen Angehörigen neben rein äußerlichen auch körperliche Veränderungen fest. Erste äußerliche Alterserscheinungen sind zum Beispiel eine Veränderung der Hautbeschaffenheit: Falten und Pigmentflecke, sogenannte Altersflecken, treten verstärkt auf. Viele Menschen bemerken zudem, dass sie im hohen Alter an Körpergröße verlieren. Hinzu können Alterssichtigkeit und Schwerhörigkeit kommen, da die Funktion der Augen und Ohren nachlässt. Typisch für das Altern ist zudem nächtlicher Harndrang. Auch Infektionen steckt der Körper nicht mehr so gut weg, da das Immunsystem weniger stark ist.
Welche biochemischen Mechanismen beeinflussen das Altern?
Es kann für die Betroffenen selbst als auch für die Angehörigen sehr schwer sein, den Alterungsprozess mitanzusehen, ohne etwas dagegen unternehmen zu können. Es kann helfen, sich bewusst zu machen, dass Altern normal ist und welche Prozesse im Körper dafür verantwortlich sind.
Forscher konnten herausfinden, dass Schäden an der DNS, unserem Erbgut, die Ursache für den mit dem Alter verbundenen Funktionsverlust sind. Die Genschäden häufen sich und können vom Körper nicht mehr repariert werden. Um den Alterungsprozess näher zu definieren, haben Forschende begonnen, die Kennzeichen der Zellalterung zu identifizieren.
Es ist davon auszugehen, dass neun verschiedene Kennzeichen zum Alterungsprozess beitragen:
1. Zellen werden schlechter repariert
Pro Tag wird jede Zelle des Körpers bis zu einer Million Mal geschädigt. Diese Schäden werden im Alter immer schlechter repariert.
2. Zellen teilen sich seltener
Die Enden der Chromosomen (Telomere) werden mit jeder Zellteilung kürzer. Sind sie zu kurz, hört die Zelle auf sich zu teilen und zu erneuern. Dadurch kann sie ihre Funktionen immer schlechter ausführen und das Risiko für altersbedingte Krankheiten wie Alzheimer oder Krebs steigt.
3. Erbgut verändert sich
Nicht nur das Erbgut selbst, sondern auch Bestandteile des Erbguts können chemisch verändert werden. Umwelteinflüsse wie Ernährung, Lebensstil, Stress oder Medikamente können beeinflussen, welche Gene ein- und abgeschaltet sind. Die Forschung mit Modellorganismen hat ergeben, dass diese chemischen Veränderungen des Erbguts die Lebenszeit mitbestimmen.
4. Gefaltete Struktur der Eiweiße verändert sich
In der Zelle werden Prozesse von bestimmten Eiweißen gesteuert. Die Eiweiße müssen eine gefaltete Struktur aufweisen, damit sie korrekt arbeiten können. Details dieser Proteinfaltung werden gerade noch erforscht, grundlegende Ablaufe sind aber bereits bekannt: Mit zunehmendem Alter kann die richtige Form und Faltung der Eiweiße gestört sein. Das führt dazu, dass sie Aufgaben nicht mehr ausführen können. Teilweise klumpen sich falsch gefaltete Eiweiße auch zu unlöslichen Aggregaten zusammen. Diese Abfallprodukte sammeln sich in der Zelle oder ihrer unmittelbaren Umgebung an und beeinträchtigen so möglicherweise das reibungslose Funktionieren der Zelle. Altersbedingte Erkrankungen können die Folge sein.
5. Reaktion der Zellen wird schlechter
Herrscht ein Überangebot an Nährstoffen, wie bei Diabestes oder Fettleibigkeit, reagieren die Zellen schlechter auf sie, produzieren weniger Energie und die Zellfunktionen werden beeinträchtigt. Dieser Prozess tritt auch während der Alterung auf und führt dazu, dass Zellen wichtige Funktionen, wie zum Beispiel die Energieproduktion, nicht mehr vollständig regulieren können.
6. Balance der ROS geht verloren
Die sogenannten Mitochondrien (Kraftwerk der Zelle) produzieren Mithilfe von Sauerstoff Energie. Dabei entstehen reaktive Sauerstoffspezies (ROS). Sind zu wenige ROS vorhanden, werden Zellstrukturen nicht ausreichend repariert. Zu viele ROS schädigen allerdings das Erbgut. Die gesunde Balance ist im Alter häufig gestört.
7. Gefährliche Stoffe werden abgesondert
Zellen, die sich zum Beispiel aufgrund von Erbgutschäden nicht mehr teilen können, sondern gegebenenfalls schädliche Substanzen ab.
8. Weniger Stammzellen werden geteilt
Stammzellen sorgen dafür, dass Zellen von Geweben und Organen erneuert werden. Ihre Fähigkeit, sich zu teilen, nimmt mit dem Alter ab.
9. Zellen-Kommunikation nimmt ab
ellen verlieren im Laufe des Lebens die Fähigkeit, miteinander zu kommunizieren. Dies beeinträchtigt zum Beispiel das Immunsystem, weshalb defekte Körperzellen oder Krankheitserreger nicht mehr effektiv beseitigt werden.
Körperliche Gesundheit von alternden Menschen unterstützen
Sie können nicht verhindern, dass ein geliebter Mensch altert – der Alterungsprozess gehört zum Leben dazu. Sie können aber dazu animieren, dass Ihre Angehörige oder Ihr Angehöriger einen gesunden Lebensstil pflegt, um gesund zu altern. Der Mensch verliert zum Beispiel bis zum 80. Lebensjahr etwa 30 bis 50 Prozent der Muskelmasse, wenn keine Gegenmaßnahmen wie regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung in den Alltag integriert werden.
Wie Forschende der Norwegian School of Sport herausfanden, reicht schon ein kurzer täglicher Spaziergang aus, um die Lebenserwartung eines älteren Menschen zu erhöhen. Die Bewegung an der frischen Luft tut außerdem dem Körper und der Seele gut. Also nehmen Sie sich die Zeit, mit Ihren Liebsten eine Runde zu gehen.
Wenn Ihre angehörige Person noch einen Schritt weiter gehen möchte, wäre Ausdauertraining eine geeignete Option. Regelmäßiges Schwimmen, Aquagymnastik oder Radfahren wirken sich positiv auf die Gelenke aus und unterstützen das Herz-Kreislauf-System.
Allgemein gilt: Helfen Sie Ihren Angehörigen, so viel Bewegung wie möglich in den Alltag zu integrieren – sei es auch nur, die Treppe, anstatt den Aufzug zu nehmen. Gestärkte Muskeln helfen auch dabei, gefährliche Stürze zu verhindern.
Was können Angehörige gegen Appetitverlust tun?
Neben Bewegung spielt auch eine gesunde Ernährung eine große Rolle, um möglichst gesund zu altern. Das Problem ist, dass ältere Menschen häufig wenig Appetit oder Motivation zum Kochen und Essen haben oder Krankheiten und Medikamente das Essen erschweren. Hinzu kommt, dass die meisten Menschen im Alter einen abnehmenden Geruchs- und Geschmackssinn haben. Selbst frühere Lieblingsspeisen werden dann als langweilig oder schlecht gewürzt empfunden. Für Angehörige ist es besonders schwer, wenn ein geliebter Mensch plötzlich nicht mehr essen möchte oder die Lust am Essen verliert.
Als Angehöriger oder Angehörige fürchtet man aufgrund des fehlenden Appetits eine einseitige Ernährung des alternden Familienangehörigen. Besonders, wenn Seniorinnen und Senioren zusätzlich an einer eingeschränkten Kaufähigkeit oder Schluckproblemen leiden, kann sich die geringe Nahrungsaufnahme schnell zu einer Mangelernährung entwickeln. Daraus entstehen wiederum weitere Probleme, unter anderem wird der Muskelschwund beschleunigt. Umso wichtiger ist es, dem Appetitmangel entgegenzuwirken.
Diese Praxistipps können helfen, den Appetit zu fördern:
Schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre, beispielsweise mit einem schön gedeckten Tisch.
Ermöglichen Sie Mahlzeiten in Gesellschaft.
Bieten Sie mindestens fünf Mahlzeiten über den Tag verteilt sowie eine Spätmahlzeit (zum Beispiel mit Joghurt, Obst oder Käse) an.
Fragen Sie nach den aktuellen Wünschen und Vorlieben und versuchen Sie diese so gut es geht zu erfüllen.
Stellen Sie Zwischenmahlzeiten bereit, zum Beispiel Obst, Gebäck oder Käsewürfel.
Gegebenenfalls können kalorienhaltige Getränke (auch Trinknahrung genannt) die Ernährung unterstützen. Dabei handelt es sich um ein gebrauchsfertiges Getränk mit einem hohen Gehalt an Vitaminen, Kalorien, Mineralstoffen und Eiweißen. Es unterstützt dabei, eine Mangelernährung vorzubeugen.
Falls Seniorinnen oder Senioren Schwierigkeiten mit dem Kauen oder Schlucken haben, ist es wichtig, die Mahlzeiten in der Konsistenz anzupassen. Vorausgesetzt, die zu Pflegenden tragen eine Zahnprothese, sollten Sie diese regelmäßig auf den richtigen Sitz kontrollieren, da das Kauen sonst unangenehm werden kann.
Klären Sie gegebenenfalls mit der Hausärztin oder dem Hausarzt, ob spezielle Nahrung aus der Apotheke mit einem extra hohen Kaloriengehalt den Speiseplan ergänzen sollte.
Psychischen Folgen des Alterns beeinflussen
Das Altern macht nicht nur dem Körper zu schaffen, auch psychische sowie soziale Folgen können damit einhergehen. Psychische Belastungen sind zum Beispiel die abnehmenden körperlichen Kräfte, das schlechter werdende Gedächtnis, Erkrankungen und der Tod von Bezugspersonen. Betroffene könnten sich außerdem aufgrund fehlender Mobilität und wenig bis keiner sozialen Kontakte einsam fühlen. Einsamkeit ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko. Dazu kann im höheren Alter die Verwundbarkeit für psychische Erkrankungen zunehmen. Grund können schwierigere Lebensumstände, beispielsweise durch körperlichen Beeinträchtigungen oder das Versterben des Ehepartners oder der Ehepartnerin, sein. Depressionen, Angststörungen und Verwirrtheit (Delir) zählen dabei zu den häufigsten psychischen Problemen des Alters.
Wie Angehörige die Psyche von alten Menschen unterstützen können
Jede Person möchte das Gefühl haben, trotz des hohen Alters immer noch gebraucht zu werden. Deswegen ist es hilfreich, ihr Selbstwertgefühl zu stärken, in dem die Eigenständigkeit gestärkt und gefördert wird. Das kann gelingen, indem Sie sie dabei unterstützen, sich selbst anzuziehen oder zu waschen.
Besonders, wenn das soziale Umfeld Ihrer Angehörigen immer kleiner wird und von Tag zu Tag sowohl die körperliche als auch geistige Fitness abnimmt, ist Ihre Unterstützung gefragt. Schon kleine Dinge können einen Unterschied machen.
Hier finden Sie ein paar Beispiele:
Sorgen Sie für Ablenkung und Austausch: Unterhalten Sie sich mit Ihrem oder Ihrer Angehörigen oder spielen Sie gemeinsam ein Spiel.
Seien Sie mit ihrem geliebten Menschen geduldig. Geben Sie ihm zum Beispiel Zeit, auf gestellte Fragen zu reagieren – auch wenn es mal etwas länger dauert. Versuchen Sie zudem, ein mitunter verletzendes Verhalten nicht persönlich zu nehmen oder es der Person nicht nachzutragen.
Unterstützen Sie Ihr Familienmitglied, soziale Kontakte zu pflegen oder neu aufzubauen. Dabei können verschiedene Freizeit- und Bildungsangebote helfen. Bei diesen können soziale Kompetenzen wieder mehr zum Vorschein kommen, was das Selbstvertrauen stärkt.
In einer vertrauten Umgebung fühlt sich Ihr Familienmitglied am wohlsten. Deshalb sind feste Gewohnheiten hilfreich. Sorgen Sie für Struktur und einen festen Tagesablauf. Falls doch größere Veränderung der Umgebung oder einer pflegenden Person nötig ist, nehmen Sie diese so langsam und behutsam wie möglich vor.
Diagnostik
Die Diagnostik beinhaltet ein geriatrisches Assessment, das je nach Symptomatik durch verschiedene Untersuchungsmethoden ergänzt werden kann.
Wichtig ist der Ausschluss potenziell behandelbarer Differenzialdiagnosen, wie z.B. Tumorerkrankungen, Infekten, Exsikkose oder neurodegenerativen Erkrankungen.
All. Altersschwäche