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Chronische lymphatische Leukämie (CLL)

Beschreibung


Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Organsystems. Dazu gehören beispielsweise Lymphknoten, Milz und Knochenmark. Die Zellen, die bei einer CLL entarten, sind reife B-Lymphozyten. Daher verwenden Fachleute auch die Abkürzung B-CLL. B-Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen. 


Die CLL gehört formal nicht zu den Leukämien, sondern zu den langsam wachsenden (indolenten) Lymphomen. Die Bezeichnung „Leukämie“ im Namen kommt daher, dass sich die entarteten Lymphozyten nicht nur in den lymphatischen Organen finden. Sie lassen sich in der Regel auch im Blut nachweisen.


Bei der CLL gibt es besondere Verlaufsformen, auf die der vorliegende Beitrag nicht näher eingeht. Beispiele sind das kleinzellige lymphozytische Lymphom (englisch: small lymphocytic lymphoma, SLL) oder das Richter-Syndrom.


An einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) erkranken vorwiegend ältere Menschen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 72 Jahren.


Die sogenannten B-Lymphozyten sind Blutzellen, die an der Immunabwehr beteiligt sind. Sie entarten bei einer chronisch lymphatischen Leukämie.





Symptome


Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) schreitet in der Regel auch unbehandelt nur langsam fort. Deshalb können vor allem Patienten mit einer geringen Krankheitsausbreitung über lange Zeiträume beschwerdefrei sein. Etwa ein Viertel aller Betroffenen hat zum Zeitpunkt der Diagnose keine Beschwerden durch die CLL.

Häufigstes Krankheitszeichen sind schmerzlose Schwellungen der Lymphknoten. Wenn Lymphknoten in der Brust- oder Bauchhöhle vergrößert sind, kann dies zu unspezifischen Beschwerden führen.


Beispiele sind:


  • trockener Reizhusten

  • Luftnot

  • Druckgefühl

  • veränderte Stuhlgewohnheiten

  • Schmerzen


Oft vergrößern sich mit der Erkrankung auch die Milz und die Leber. Bei einer Blutuntersuchung fällt insbesondere eine Vermehrung der weißen Blutzellen auf. In der Fachsprache heißt diese Blutbildveränderung Leukozytose beziehungsweise Lymphozytose.

Hat sich die CLL bereits stärker ausgebreitet, können Betroffene an den sogenannten B-Symptomen leiden.


Dazu gehören:


  • Fieber

  • Nachtschweiß 

  • Gewichtsverlust


Außerdem fühlen sich die Betroffenen Patienten weniger leistungsfähig und sind anfällig für Infekte. Auch die Blutbildung im Knochenmark kann gestört sein, was zu einer Blutarmut und einer Blutungsneigung führen kann.







Ursachen


Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) nimmt ihren Anfang, weil sich ein einziges weißes Blutkörperchen aus der Gruppe der reifen B-Lymphozyten bösartig verändert. Die Veränderung der einzelnen Zelle ist unter dem Mikroskop nicht zu erkennen. Vielmehr ist die Zelle fehlerhaft ausgereift: Ihre Fähigkeit, Infektionen zu bekämpfen, ist stark eingeschränkt.


Forscher haben die Ursachen dafür noch nicht in allen Einzelheiten verstanden und forschen intensiv daran. Klar ist bereits: Die CLL geht meist von einem Vorstadium aus. Fachleute bezeichnen dieses Vorstadium als Monoklonale B-Zell-Lymphozytose (MBL).


Ärzte entdecken eine MBL meist zufällig, wenn sie Blutwerte im Labor kontrollieren lassen. Beschwerden macht eine MBL nicht und sie wird auch nicht behandelt.


Ob und wann das Vorstadium in eine chronische lymphatische Leukämie (CLL) übergeht, hängt von verschiedenen Faktoren ab.







Risikofaktoren


Einige Erkrankungen führen möglicherweise zu einem leicht erhöhten Risiko für eine chronische lymphatische Leukämie (CLL): Hierzu gehören beispielsweise allergische Erkrankungen, Hepatitis-C-Infektionen oder auch viele Atemwegsinfekte in der Krankengeschichte.


Auch ererbte (genetische) Faktoren spielen vermutlich eine Rolle. Beispielsweise haben Kinder von CLL-Patienten ein leicht erhöhtes Risiko, ebenfalls an einer CLL oder an einem anderen Lymphom zu erkranken.


In welchem Umfang Umweltfaktoren dazu beitragen, dass eine CLL entsteht, ist bislang unklar. Allerdings gilt: die CLL ist bei einer beruflichen Belastung mit den Chemikalien Benzol oder 1,3-Butadien in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt. 







Verlauf


Der Verlauf einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Er hängt unter anderem vom Stadium der Krankheit ab. 


In frühen Stadien verläuft die CLL oft sehr langsam. Dann kann die Lebenserwartung der von gleichaltrigen Gesunden entsprechen. 


Schreitet die Erkrankung fort, verdrängt sie unterschiedlich rasch die gesunde Blutbildung im Knochenmark. In der Folge fehlen rote Blutkörperchen, bestimmte weiße Blutzellen und Blutplättchen im Blut. Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Infektionen und Blutungsneigung können die Folgen sein. 







Diagnose


Welche Untersuchungen für die Diagnose einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) notwendig sind, richtet sich nach dem Ausgangsbefund. Der Verdacht auf eine CLL liegt meist vor, wenn im Blutbild vermehrt weiße Blutkörperchen nachgewiesen werden und/oder Lymphknoten geschwollen sind. 


Um dann die Diagnose CLL zu sichern, machen Ärzte vor allem drei Dinge: 


  • Sie befragen den Patienten ausführlich (Anamnese): Vor allem Leistungsschwäche und andere Beschwerden, Häufigkeit von Infekten, Ergebnisse früherer Blutuntersuchung und Erkrankungen in der Familie sind dabei von Interesse.  


  • Sie untersuchen den Betroffenen körperlich: Dafür tastet der Arzt Lymphknoten, Milz und Leber ab und schaut nach Zeichen einer Blutarmut oder Anzeichen von Blutungen.  


  • Sie nehmen eine Blutprobe ab und lassen das Blut umfassend untersuchen. 


Eine Knochenmarkprobe zu entnehmen (Knochenmarkpunktion) und zu untersuchen, ist für die Diagnose einer CLL in der Regel nicht notwendig. Ärzte können sich jedoch im weiteren Krankheitsverlauf dafür entscheiden. Damit können sie unklare Blutbildveränderungen oder den Therapieerfolg beurteilen. 


Bildgebende Verfahren wie Kernspintomographie oder Computertomographie spielen für die Erstdiagnose einer CLL keine wesentliche Rolle. Auch Gewebeproben aus auffälligen Lymphknoten werden nur bei einzelnen Patientinnen und Patienten untersucht. 


Weitere Untersuchungen werden erst notwendig, wenn Betroffene eine medikamentöse Behandlung gegen die chronische lymphatische Leukämie erhalten sollen. Dazu gehören etwa genetische Untersuchungen der Tumorzellen oder die Bestimmung spezieller Blutwerte. Gegebenenfalls kommen dann auch bildgebende Untersuchungen infrage, beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums oder eine Computertomographie (CT) von Hals-, Brust- oder Bauchraum.  







Behandlung


Die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) sind vielfältig. Die Ärzte müssen sie immer der individuellen Situation des Patienten anpassen.


chronische lymphatische Leukämie, verschiedene Stadien



Abwarten und beobachten

In frühen Erkrankungsstadien verläuft eine chronische lymphatische Leukämie (CLL) meist langsam. Sind die Patienten beschwerdefrei und ohne Anzeichen, dass die CLL rasch fortschreitet, empfehlen Experten ein abwartendes Vorgehen. Dabei finden regelmäßige Kontrolluntersuchungen statt. Fachleute verwenden für diese Strategie die englische Bezeichnung "watch and wait", übersetzt "beobachten und warten".


Treten Beschwerden durch die CLL auf oder ist die Erkrankung schon fortgeschritten, beginnen Ärzte in der Regel mit einer Behandlung. Sie hat vor allem das Ziel, die Krankheitszeichen zu mildern und das rasche Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten. Dies gelingt bei den meisten Patienten gut und über einen längeren Zeitraum hinweg. Eine dauerhafte Heilung ist mit Medikamenten bislang jedoch in der Regel noch nicht möglich.




Medikamentöse Behandlung

Ärzte behandeln die chronische lymphatische Leukämie (CLL) in der Regel mit Medikamenten.


Zum Einsatz kommen können:


  • zielgerichtete Medikamente, die an den besonderen Merkmalen der CLL-Zellen angreifen

  • Antikörper gegen die CLL-Zellen

  • Medikamente, die allgemein das Zellwachstum bremsen oder die Zellteilung hemmen, sogenannte Zytostatika


Je nach Gesundheitszustand und individuellen Risikofaktoren wenden Hämato-Onkologen die Medikamente einzeln oder in Kombination in höherer oder geringerer Dosierung an.

Andere Therapieverfahren wie Operation oder Strahlentherapie setzen Ärzte nur sehr selten und in besonderen Situationen ein.




Stammzelltransplantation

Wenn das Risiko für ein rasches Fortschreiten der Leukämie besteht, können Ärzte auch eine Transplantation von Spender-Blutstammzellen einsetzen (allogene Stammzelltransplantation). Dieser Stammzelltransplantation geht eine Hochdosis-Chemotherapie voraus.


Mit einer solchen Behandlung ist prinzipiell eine Heilung der CLL möglich. Allerdings ist diese Therapie sehr intensiv und bringt belastende Nebenwirkungen mit sich. Deswegen kommt sie nur für wenige Patienten in Frage, die außerdem fit und ohne Begleiterkrankungen sind.


Ist in einem frühen Erkrankungsstadium noch keine Behandlung notwendig? Dann können sich Betroffene nach Absprache mit den Fachärzten auch von einem Hausarzt regelmäßig untersuchen und kontrollieren lassen.



Patienten mit einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) sollten sich möglichst in einer Praxis oder Klinik von sogenannten Hämato-Onkologen behandeln lassen. Das sind Fachärzte für Erkrankungen des Blutes und des lymphatischen Systems.







Nachsorge


Ärzte müssen die Nachsorge bei Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) auf die individuelle Situation abstimmen. Wird der Patient im Rahmen einer klinischen Studie behandelt, gibt es in der Regel auch gezielte Vorgaben für den Nachsorgeplan.


Werden Patienten in frühen Erkrankungsstadien und ohne Krankheitszeichen zunächst beobachtet („watch-and-wait“), kommt keine Nachsorge im eigentlichen Sinn zum Einsatz. So lange die CLL stabil ist, werden die Betroffenen regelmäßig körperlich untersucht und ihr Blutbild wird analysiert.


Wurden die Betroffenen behandelt, bekommen sie anschließend eine Nachsorge. Sie soll helfen, einen Rückfall, aber auch Folgen der Behandlung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.


Welche Nachsorge-Untersuchungen erforderlich sind und wie häufig diese erfolgen sollen, ist von verschiedenen Faktoren abhängig:


  • Wie ausgebreitet ist die CLL-Erkrankung bei Diagnosestellung? 

  • Wie hoch ist nach Einschätzung der Ärzte das Rückfallrisiko? 

  • Welche Behandlung gegen die CLL wurde durchgeführt und wie hat die Erkrankung auf die Therapie angesprochen? 

  • Wie ist der allgemeine Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten und welche Begleiterkrankungen liegen möglicherweise vor?







Leben & Alltag


Die Diagnose und die Behandlung einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) kann eine große Belastung für Patienten und Angehörige darstellen.  


Bereits bei Diagnosestellung können Krankheitszeichen (Symptome) wie Müdigkeit, Anfälligkeit für Infekte und Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit die Lebensqualität der betroffenen Patienten deutlichen vermindern. Bei berufstätigen Menschen sind damit auch Veränderungen im Erwerbsleben und der sozialen Stellung verbunden. Ältere Menschen haben aufgrund der Erkrankung möglicherweise Probleme, alleine in ihrem Alltag zurecht zu kommen.  


Ärzte zielen bei ihrer Behandlung vor allem darauf ab, die Erkrankung so gut es geht zurückzudrängen. So sollen Patienten wieder möglichst gut in den Alltag zurückfinden können. 


Viele Leukämiepatienten möchten zusätzlich selbst aktiv werden, um zu ihrer Genesung beizutragen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.


Was helfen kann, besser mit der Erkrankung und Therapiefolgen zurechtzukommen, hängt von der individuellen Situation ab:  


  • Bewegung kann helfen, Müdigkeit und Schwäche zu überwinden. Sie sollte an die individuelle Leistungsfähigkeit angepasst werden. 


  • Ausgewogenes, gesundes Essen bis hin zur Ernährungstherapie kann einer Mangelernährung vorbeugen oder sie behandeln.  


  • Eine psychoonkologische Beratung kann helfen, wenn Sorgen und Ängste übermächtig werden. 







Wohin kann ich mich wenden?


Bei der Behandlung einer CLL sollten erfahrene Ärzte verschiedener Fachrichtungen eng zusammenarbeiten: Krankenhäuser, die viel Erfahrung bei der Behandlung von Patienten mit einem Lymphom haben, können sich als Onkologisches Zentrum mit der Schwerpunktbezeichnung "Hämatologische Neoplasien" zertifizieren lassen. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) prüft dabei regelmäßig zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO), ob das Krankenhaus bestimmte Anforderungen einhält.


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Chronische lymphatische Leukämie (CLL)

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