Bettlägerigkeit
Beschreibung
Die Pflegewissenschaftlerin Angelika Zegelin hat sich als eine der ersten Wissenschaftlerinnen überhaupt mit dem Phänomen der Bettlägerigkeit beschäftigt. Sie sagt:
Bettlägerigkeit bedeutet, dass Menschen dauerhaft die meiste Zeit des Tages im Bett liegen. Sie können gar nicht mehr aufstehen, selbst wenn sie es wollten.
Bettruhe meint nicht dasselbe wie Bettlägerigkeit.
Bettlägerigkeit ist nicht zu verwechseln mit Bettruhe. Bettruhe meint die zeitliche befristete Verordnung eines Arztes, sich im Bett aufzuhalten – etwa nach einer Operation. Hier liegt der Betroffene mehr oder weniger freiwillig zum Zwecke seiner Genesung im Bett. Bettlägerigkeit meint hingegen einen längerfristigen Zustand, in dem es dem Betroffenen nicht möglich ist, sich aus seinem Bett zu begeben – etwa in Folge eines Unfalls oder einer schweren Erkrankung.
Häufige Gründe für eine Bettlägerigkeit
Bettlägerig sein ist kein plötzliches Ereignis, sondern vielmehr der Endpunkt eines schleichenden Verlaufs. Die Gründe hierfür sind verschieden. Geradezu im Alter ist das Risiko hoch, über einen längeren Zeitraum an das Bett gebunden zu sein. Einschneidende Ereignisse oder auch besondere Lebensumstände können dabei wesentliche Treibkräfte für eine spätere Bettlägerigkeit sein.
Unfälle als Auslöser für eine langfristige Bettlägerigkeit
Einer der häufigsten Gründe für die Bettlägerigkeit ist ein schwerer Sturz, beziehungsweise dessen mögliche Folgen, wie etwa der Oberschenkelhalsbruch. Um das erhöhte Sturzrisiko im Alter zu senken, eignen sich verschiedene Maßnahmen zur Sturzprophylaxe.
Erkrankungen als Ursache für Bettlägerigkeit
Im Zuge verschiedener Erkrankungen und körperlicher Beeinträchtigungen kann sich eine Bettlägerigkeit über die Zeit anbahnen. Etwa dann, wenn die Symptomatik eine (vorübergehend) verordnete Bettruhe erfordert. Erkrankungen können den Betroffenen auch körperlich schwächen und/oder dessen Bewegungsfähigkeit stark beeinträchtigen.
Mögliche Erkrankungen und Beeinträchtigungen, die die Bewegung auf Dauer einschränken können, sind beispielsweise.:
Erkrankungen des Nervensystems (wie Multiple Sklerose, Parkinson)
Erkrankungen der Atemwege (wie COPD)
Herzerkrankungen (wie Herzinsuffizienz)
Infektionskrankheiten
Erkrankungen mit starken Behandlungsnebenwirkungen (wie zum Beispiel bei einer Krebstherapie)
Altersbedingte Erkrankungen sowie Beeinträchtigungen (wie Inkontinenz, Knochenschwund (Osteoporose), Blutdruckstörungen, regelmäßiger Schwindel, Atemnot oder eine verschlechterte Sehleistung)
Psychische Erkrankungen (wie Demenz oder Altersdepression)
Psychische Faktoren & Bettlägerigkeit
Neben körperlichen Einschränkungen können auch psychische Faktoren eine Bettlägerigkeit begünstigen. So können beispielsweise verändernde Lebensbedingungen wie etwa der Umzug in ein Pflegeheim oder der langfristige Verlust von sozialen Kontakten bestimmend sein.
Auch können gesellschaftliche Rollenwechsel belastend sein und zum sozialen Rückzug führen – etwa der Wechsel vom Rentner zum Pflegebedürftigen oder von der Ehefrau zur Witwe. Betroffene zieht es dann häufig ins Bett.
Die Angst, nach einem Sturz erneut zu fallen, kann Betroffene unsicher stimmen. In der Folge scheuen sie oftmals Bewegung, um Stürze von vornherein zu vermeiden. Allerdings sollten sich Betroffene klar machen, dass gerade ein Bewegungsmangel das Sturzrisiko erhöht.
Bettlägerigkeit & die „erlernte Hilflosigkeit“
Eine belastende Diagnose oder ein schwerer Sturz sind oftmals Ereignisse, die Menschen nicht weiter kontrollieren können. Gerade im höheren Alter können unkontrollierbare Erlebnisse dazu führen, dass der betroffene Mensch eine gleichgültige Haltung einnimmt. Positive Erfahrungen können diesen Zustand meist wieder entschärfen.
Ist eine Person jedoch bereits durch mehrere Faktoren belastet und erfährt über einen längeren Zeitraum keine Erfolge, kann die Gleichgültigkeit in einen mentalen Dauerzustand übergehen.
In diesem Zusammenhang stoßen pflegende Angehörige oft auf Aussagen wie „Ich kann jetzt doch sowieso nichts mehr daran ändern!“ oder „Ich verstehe das eh nicht!“. Dieses Geschehen wird als „erlernte Hilflosigkeit“ bezeichnet.
Die Folgen einer „erlernten Hilflosigkeit“ werden im Pflegealltag oft unterschätzt. Im Extremfall kann sie dazu führen, dass die betroffene Person ihre eigenen Entscheidungen und Handlungen als unbedeutsam einschätzt. Tritt dieser Fall ein, nehmen viele Betroffene ihre Lebenssituation widerstandslos hin und eine passive Rolle darin ein.
Erlernte Hilflosigkeit kann sich auf vielen Ebenen äußern. Zwei Kernmerkmale sind Antriebslosigkeit und die schwindende Fähigkeit, zu erkennen, welche Ereignisse durch das eigene Verhalten tatsächlich noch beeinflussbar sind. Hier ist es also besonders wichtig, Betroffene „zurück ins Geschehen zu holen“. Sorgen Sie für kleine Erfolgserlebnisse und geben Sie Ihrem bettlägerigen Angehörigen positiven Zuspruch. Sie können hierbei unter anderem Mittel der sogenannten aktivierenden Pflege anwenden. Üben Sie beispielsweise gemeinsam verschiedene Bewegungsmuster ein (soweit wie noch möglich) und bestärken Sie den bettlägerigen Menschen, wenn eine bestimmte Bewegung richtig gut geklappt hat.
Die 5 Phasen der Bettlägerigkeit
Den Weg zur Bettlägerigkeit unterscheiden Wissenschaftler nach fünf wesentlichen Phasen:
Instabilität
Ereignis
Immobilität
Örtliche Fixierung
Vollständige Immobilität
1. Phase: Instabilität
In der ersten Phase fühlt sich die betroffene Person zunehmend unsicher auf den Beinen. Mit unterstützenden Gehhilfen wie beispielsweise einem Stock oder Rollator kann sie diese Unsicherheit unter Umständen noch kompensieren. Doch viele ältere Menschen verzichten Stück für Stück auf ihre Bewegungsfreiheit. Sie verlassen ihre Wohnung kaum noch, weil sie befürchten, sie könnten stürzen.
2. Phase: Ereignis
In der zweiten Phase ist die betroffene Person bereits überwiegend unsicher auf den Beinen. Ausbleibende Bewegungstrainings und die Angst vor einem Sturz führen in vielen Fällen tatsächlich zum Sturz. In der Folge entsteht meist noch mehr Angst und die Person bewegt sich umso weniger.
Auch der Umzug in ein Pflegeheim kann dazu führen, dass die Mobilität immer mehr abnimmt. Insbesondere dann, wenn dem Bewohner vermehrt Tätigkeiten abgenommen werden, obwohl er noch körperlich in der Lage wäre, diese auszuführen.
Ebenso ein überschaubares Freizeitangebot kann dazu führen, dass die Person ihre meiste Zeit auf dem eigenen Zimmer verbringt und den Weg ins Bett sucht.
3. Phase: Immobilität
In der dritten Phase führt die Angst vor einem weiteren Sturz dazu, dass die betroffene Person am liebsten nur noch sitzt oder liegt. Zur Fortbewegung nutzt sie den Rollstuhl. Das selbstständige Aufstehen aus dem Bett oder der Wechsel in den Rollstuhl kann nur noch mithilfe einer anderen Person bewältigt werden.
4. Phase: Örtliche Fixierung
In der vierten Phase braucht die betroffene Person nun vermehrt Hilfe durch andere, da sie das Bett nicht mehr selbstständig verlassen kann. Dadurch wird die Mobilität noch weiter eingeschränkt.
5. Phase: Vollständige Immobilität
In der fünften und letzten Phase wird das Bett für die betroffene Person zum Lebensmittelpunkt. Sie verlässt das Bett nur noch für wenige Stunden am Tag und ist vollkommen auf die Hilfe anderer angewiesen. Sie braucht eine alltägliche Rund-um-Unterstützung.
Folgen & Komplikationen der Bettlägerigkeit
Wenn das Leben überwiegend oder nur noch im Bett erfolgt, werden die Muskeln immer weniger beansprucht. Es kommt zu einem massiven Muskelabbau. Selbst wenn der Betroffene aufstehen möchte, fehlt ihm dazu die Kraft. Eine zusätzliche Mangelernährung kann diesen Prozess sogar noch beschleunigen beziehungsweise verstärken.
Darunter kann das eigene Selbstvertrauen stark leiden. Der Verlust der eigenen Selbstständigkeit und die damit verbundene Abhängigkeit von anderen können sehr belastend sein. Auf lange Sicht können diese Umstände schwere Depressionen auslösen. Die depressiven Stimmungen verstärken dann meist noch den Drang, im Bett liegen zu bleiben. In dieser Phase befindet sich der Betroffene sozusagen in einem Kreislauf, dem er sich nur noch schwer entziehen kann.
Das andauernde Liegen hat außerdem noch weitere Folgen:
Die Knochendichte nimmt ab – das Risiko für Knochenschwund (Osteoporose) steigt.
Die Gelenke verlieren zunehmend ihre Beweglichkeit – der Bewegungsapparat wird steifer.
Durch ausbleibende Bewegung wird der gesunde Stoffwechsel gebremst – Gewichtszunahme, Appetitmangel und Verstopfung können mögliche Folgen sein.
Die Lunge wird im Liegen nicht richtig durchlüftet – das Risiko für eine Lungenentzündung steigt.
Die Herzleistung verringert sich – das Risiko für eine Herzinsuffizienz steigt.
Die Urinausscheidung erhöht sich, wodurch der Körper wichtige Mineralien verliert – dies kann den Säure-Basen-Haushalt sowie Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen und sämtliche Nerven- und Muskelfunktionen beeinträchtigen.
Das andauernde Liegen ohne selbstständige Bewegung kann zu schmerzhaften Druckgeschwüren (Dekubitus) führen, und das wiederum zu chronischen Wunden.
Die mangelnde Bewegung verhindert auch, dass das Blut kräftig durch die Venen strömt. Das Risiko für eine Thrombose steigt.
Dokumentieren Sie alle Stuhlabgänge.
Gerade bei bettlägerigen Menschen ist ein Stuhlprotokoll sehr sinnvoll. In diesem dokumentieren Sie alle Stuhlabgänge und behalten so einen guten Überblick. Auf diese Weise beobachten Sie automatisch die Darmfunktion und können eventuelle Veränderungen schneller und besser feststellen. Bei Auffälligkeiten können Sie dem behandelnden Arzt das Protokoll ganz einfach vorlegen.
Muskelaufbau nach langer Bettlägerigkeit
Ist die Bettlägerigkeit nur vorübergehend, beispielsweise nach einem schweren Unfall oder einer Erkrankung, sind kontinuierliche Maßnahmen zum Muskelaufbau unbedingt erforderlich. Das gilt während und nach der Bettlägerigkeit. Im Vordergrund steht dabei die Mobilisation des Patienten – also die ständige Bewegungsaktivierung, damit Muskeln und Knochen sowie die natürlichen Körperfunktionen möglichst aufrecht erhalten bleiben.
Umso früher das Training beginnt, desto leichter gelingt die Rückkehr in den selbstständigen Alltag nach einer längeren Bettlägerigkeit. Sprechen Sie mit dem behandelnden Arzt über professionelle Unterstützungsmöglichkeiten, etwa durch Physiotherapeuten.
Pflegegrad bei Bettlägerigkeit
Bettlägerige Menschen sind in ihrer Selbstständigkeit überwiegend in einem hohen Maß eingeschränkt. In der Folge sind sie meist pflegebedürftig und nicht selten auf eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung angewiesen.
Menschen, bei denen dies der Fall ist, erhalten im Rahmen von Pflegebegutachtungen in aller Regel einen höheren Pflegegrad. Mit dem anerkannten Pflegegrad stehen dem pflegebedürftigen Versicherten umfangreiche Sach- und Geldleistungen zur Verfügung, die im Bedarfsfall bei der zuständigen Pflegekasse beantragt werden können.
Welche Pflegeform ist die richtige?
Zusätzlich unterscheiden sich viele Abläufe in der Pflege bettlägeriger Personen von denen mobiler Pflegebedürftiger. Der Betreuungsbedarf wird im Einzelfall ermittelt und richtet sich nach der Lebenssituation des Bettlägerigen.
Pflege durch pflegende Angehörige: Oftmals übernehmen auch Angehörige die pflegerischen Aufgaben im Zuhause. Die Pflege durch einen nahestehenden Menschen kann die Scham des Pflegebedürftigen mindern und eine große Erleichterung für ihn darstellen.
Pflege durch ambulanten Pflegedienst: Ist die Pflege durch einen Angehörigen nicht gewünscht oder realisierbar, können Betroffene auch die Dienstleistungen eines ambulanten Pflegedienstes oder einer 24-Stunden-Betreuung in Anspruch nehmen. So kann der bettlägerige Patient weiterhin in seiner gewohnten Umgebung bleiben.
Pflege im Pflegeheim: Sehen es die Begebenheiten im eigenen Zuhause oder die individuelle Lebenssituation nicht vor, dass die Pflege von zuhause stattfinden kann, zählt die Unterbringung in einer stationären Pflegeeinrichtung auch zu den Betreuungsmöglichkeiten.
Tipps für pflegende Angehörige: Die richtige Pflege von Bettlägerigen
Wenn das Bett zum Lebensmittelpunkt wird und die Pflege von zuhause stattfindet, sollten gezielte Maßnahmen getroffen werden, um die Pflegesituation zu erleichtern – nicht nur für den Pflegebedürftigen selbst, sondern auch seinen pflegenden Angehörigen.
Während sich nämlich der bettlägerige Patient nicht mehr eigenständig versorgen kann, kommen auf seinen pflegenden Angehörigen umso mehr Pflichten zu. Bettlägerige Menschen müssen mehrmals am Tag umgesetzt beziehungsweise umpositioniert werden, damit die grundlegende Versorgung sichergestellt und unter anderem auch schmerzhaften Druckgeschwüren (Dekubitus) vorgebeugt werden können.
Körperpflege, Kleidung wechseln, Harn- und Stuhlabgänge, Mund- und Zahnpflege, Mahlzeiten, Thromboseprophylaxe, Bewegungsübungen – all das fällt darunter und kann nur mit der Unterstützung der Pflegeperson gelingen.
Auch wenn Ihr Angehöriger im Bett liegen muss, weil er selbst nicht mehr aufstehen kann, können Sie dafür sorgen, dass er sich immer noch als Person mit eigenen Wünschen wahrnimmt:
Lassen Sie ihm das Mitspracherecht bei der Kleidung. Warum soll das gute Kleidungsstück nicht auch im Bett getragen werden?
Sorgen Sie dafür, dass die Körperpflege nach den Wünschen des Bettlägerigen stattfindet. Dazu gehört auch eine schöne Frisur, Kosmetik etc.
Berücksichtigen Sie die Wünsche hinsichtlich der Mahlzeiten. Vielleicht lockt der Duft des Lieblingsgerichtes den Bettlägerigen zumindest bis an die Bettkante?
Die besondere Ernährung im Alter sollte reich an Eiweiß sein, um dem Muskelabbau entgegen zu wirken. Tierisches Eiweiß ist vor allem in Fleisch, Eiern oder Milchprodukten enthalten, pflanzliches Eiweiß in Hülsenfrüchten wie Linsen, Erbsen oder Nüssen und Kernen.
Pflegekurse für den geübten Umgang mit Bettlägerigen
Die Pflege einer bettlägerigen Person erfordert oftmals einen hohen Kraftaufwand vom pflegenden Angehörigen und kann ihm – bei falscher Ausführung – auf Dauer körperlich schaden. Es ist daher besonders wichtig, dass Sie sich als Pflegeperson ausreichend Wissen und Techniken zur Bewältigung dieser besonderen Situation aneignen. Dafür gibt es Pflegekurse, die Sie entsprechend zu Ihrer Pflegesituation auswählen können. Diese Kurse sind für Sie kostenlos, weil die Pflegekasse die Kosten übernimmt.
Geeignete Hilfsmittel bei Bettlägerigkeit
Hilfsmittel können Ihren Pflegealltag zusätzlich erleichtern. Im Hilfsmittelverzeichnis (beziehungsweise Hilfsmittelkatalog) sind alle anerkannten Hilfsmittel gelistet, die Ihnen der Arzt im Bedarfsfall verschreiben kann. Bei ärztlicher Verordnung beteiligen sich die Pflegekassen und/oder Krankenkassen an den Kosten für anerkannte Hilfsmittel und tragen diese gegebenenfalls auch vollständig.
Geeignete Hilfsmittel, die den bettlägerigen Pflegealltag erleichtern können, sind unter anderem:
Positionierungshilfen (zum Beispiel spezielle Kissen oder Spezialbetten zur Dekubitusprophylaxe)
Mobilitätshilfen (zum Beispiel Rollstuhl)
Umsetz- und Hebehilfen (zum Beispiel Hebe- und Haltegurte)
Pflegehilfsmittel zur Körperpflege/ Hygiene (zum Beispiel Urinflaschen)
Geräte zur Überwachung von Körperfunktionen (zum Beispiel Blutdruckmessgerät)
Pflegehilfsmittel von der Pflegekasse bei Bettlägerigkeit
Zuhause gepflegte Menschen mit einem anerkannten Pflegegrad stehen monatlich sogenannte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch im Wert bis zu 40 Euro zu. Dabei handelt es sich um spezielle Hygieneprodukte für den täglichen Gebrauch wie zum Beispiel Bettschutzunterlagen und Desinfektionsmittel.
Umgebung & Beschäftigung für Bettlägerige
Versuchen Sie, Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen das Leben im Bett so leicht und angenehm wie möglich zu gestalten. Schaffen Sie dafür eine komfortable Umgebung, in der er sich wohlfühlt. Gemeinsame Gespräche über Wünsche und Vorlieben können hierbei äußerst wertvoll sein. Wenn körperliche Beschäftigung nicht mehr möglich ist, versuchen Sie den Weg über die Sinne zu gehen. Seien Sie hier ruhig kreativ und sorgen
Sie für Abwechslung, indem Sie zu unterschiedlichen Mitteln greifen:
Stellen Sie das Bett so, dass der Bettlägerige aus dem Fenster schauen kann.
Sorgen Sie für eine abwechslungsreiche Beleuchtung (zum Beispiel durch farbwechselnde Leuchtmittel).
Hängen Sie Bilder an die Wand und wechseln Sie sie regelmäßig nach den Vorlieben und Interessen Ihres Angehörigen.
Arbeiten Sie mit frischen Düften.
Lassen Sie beruhigende Klänge oder die Lieblingsmusik Ihres Angehörigen laufen.
Versuchen Sie seine Greif-Motorik anzusprechen, indem Sie Ihrem Angehörigen etwas zum Anfassen geben (zum Beispiel ein Stofftier).
Nutzen Sie Aktivierungsideen, wie gemeinsames Zeitunglesen, um das Interesse an der Umwelt wachzuhalten oder neu zu entdecken.
Es gibt viele Bewegungsübungen, die sich auch im Bett durchführen lassen. Das macht nicht nur Spaß, sondern hält auch die Muskeln und Gelenke geschmeidig. Außerdem fördert es die Atmung und das Herz-Kreislauf-System. So fällt der Muskelaufbau nach einer längeren Bettlägerigkeit entsprechend leichter.
Das Bett bei Bettlägerigkeit: Die richtige Ausstattung
Zwickt es hier, reibt es da – bei bettlägerigen Patienten dreht sich im Grunde genommen alles um die richtige Position im richtigen Bett. Es sollte daher immer den Bedürfnissen des bettlägerigen Patienten optimal angepasst werden.
Ein pflegeerleichterndes Bett
Ein professionelles Pflegebett stellt hierbei nicht nur für den Pflegebedürftigen selbst eine unverzichtbare Erleichterung dar, sondern auch für sein pflegerisches Umfeld. Ein Pflegebett verfügt in der Regel über eine Liegefläche von 90 x 200 Zentimeter und ist in den meisten Fällen höhenverstellbar. Zudem ermöglichen feststellbare Rollen unter dem Pflegebett einen flexiblen Positionswechsel im Raum. Auch die pflegeleichte Oberflächenbeschaffenheit von Pflegebetten ermöglicht eine gründliche, regelmäßige, hygienische Reinigung des Möbelstückes.
Pflege- beziehungsweise Krankenbetten zählen zu den sogenannten technischen Hilfsmitteln. Kostenträger hier sind in der Regel die Krankenkassen. Für ein von der Krankenkasse bezahltes Krankenbett ist zunächst kein Pflegegrad erforderlich. Erst im Falle der Kostenablehnung durch die Krankenkasse, kommt die Pflegekasse als alternativer Kostenträger für das Pflegebett in Frage. Für die Antragstellung auf Kostenübernahme durch die Pflegekasse ist dann ein anerkannter Pflegegrad notwendig.
Geeignete Kissen und Bettdecken
Achten Sie darauf, dass Ihr Angehöriger immer in einer ergonomischen Position liegt. So können Sie Verspannungen verhindern und die Durchblutung unterstützen. Spezielle Nackenstützkissen können die Halswirbelsäule gut stabilisieren.
Achten Sie beim Kissen und der Bettdecke möglichst auf ein Inlett aus Kunstfaser. Es schützt in großen Teilen vor Milben, wirkt hygienisch und beugt Allergien vor.
Sowohl Decken als auch Kissen sollten Sie immer bei 90 Grad waschen.
Eine geeignete Bettwäsche
Bevorzugen Sie beim Kauf der geeigneten Bettwäsche Baumwolle als Material. Sie ist atmungsaktiv, kochfest und saugt Feuchtigkeit auf. Diese Eigenschaften sorgen für ein angenehmes Klima im Bett und unterstützen die hygienischen Verhältnisse.
Beziehen Sie das Bett je nach Jahreszeit: Im Sommer empfiehlt sich eine glatte, kühlende Bettwäsche (zum Beispiel aus Baumwoll-Satin). Im Winter können Sie zu einer wärmeren Bettwäsche greifen (zum Beispiel aus Baumwoll-Flanell).
Die Bettwäsche ummantelt den Bettlägerigen zum überwiegenden Teil seines Alltags. Motive und Farben sollten daher in gemeinsamer Absprache gewählt werden.
Die Bettwäsche sollten Sie immer bei mind. 60 Grad waschen und mind. alle zwei Wochen wechseln.
Für Dekubitus-Patienten gibt es spezielle Kunstfaser-Bettlaken, die der Entwicklung von Druckstellen entgegenwirken sollen.
Eine geeignete Matratze
Je nach Pflegebedarf oder Erkrankung gibt es unterschiedliche Pflegematratzen. Die Kosten für bestimmte Pflegematratzen werden im Bedarfsfall als Hilfsmittel von den Pflegekassen beziehungsweise Krankenkassen anteilig übernommen.
Geeignete Matratzen für bettlägerige Menschen sind beispielsweise sogenannte Antidekubitusmatratzen. Diese gibt es unter anderem mit Wechseldruck-Funktionen oder zur Weichlagerung.
Sogenannte Wechseldruckmatratzen sind mit Luft gefüllt und können in ihrem Druck verändert werden. Sie bestehen aus zwei Luftzellen, die mithilfe einer elektrischen Pumpe gleichmäßig auf- und abgepumpt werden. Dadurch können einzelne Hautpartien bei Bedarf entlastet werden.
Sogenannte Weichlagerungsmatratzen sind besonders weich, beugen Liegebeschwerden vor und wirken schmerzlindernd.
Sogenannte Demenz-Matratzen haben eine besondere Füllung, die das Liegegefühl festigt. Dadurch liegen bettlägerige Demenzerkrankte fixierter und ergonomischer im Bett.
Zusätzliche Bettschutzunterlagen bei Inkontinenzproblemen
Bei Inkontinenz können zusätzlich saugende Bettschutzunterlagenzum Einsatz kommen. Sie schützen nicht nur die Matratze vor austretender Flüssigkeit, sondern ermöglichen dem Bettlägerigen gleichzeitig auch einen höheren Liegekomfort und Trockenheit. Bettschutzunterlagen gehören zu den anerkannten Pflegehilfsmitteln und werden im Bedarfsfall von den Pflegekassen gezahlt.
Besondere Pflege bei Bettlägerigen mit Demenz
Gerade in der Endphase einer Demenz ist eine Bettlägerigkeit oft unausweichlich. Der Betroffene kann nicht mehr dazu animiert werden, sein Bett zu verlassen. Doch das einsame Liegen im Bett ohne viel Ansprache von außen führt zu einem Mangel an Sinnesreizen, einer sogenannten Deprivation (von deprivare = entbehren, rauben). Betroffene leiden dann unter Verwirrtheit, Denkstörungen oder Halluzinationen.
Lesen Sie auch zwischen den Zeilen.
Wenn Ihr demenzerkrankter bettlägeriger Angehöriger viel ruft, an seiner Bettdecke herumzerrt, sich kratzt oder scheinbar Stimmen hört, kann es sein, dass er an einer Deprivation leidet. Er braucht dann dringend Ihre Zuwendung – nämlich Ansprache und Ablenkung. Beschäftigung bei Demenz reicht von lesen und vorlesen – über Ansprache der Sinne – bis hin zu Erinnerungspflege.
Bettlägerigkeit